Sägen + Spalten + Schnitzen

Von Wood-Mizer, Deutschland

Schaper

 

 

 

Moin. Eine Reise nach Ostfriesland führt in den meisten Fällen über die Autobahn an Bremen vorbei. Das Land wird flacher, die einzelnen Gebäude ducken sich in die Landschaft. Die Windräder stellen sich den Elementen. Ein paar Kilometer vor dem Ziel, die erste historische Windmühle mit Museum und Hotel. - Aufgrund von Corona geschlossen, nur ein einzelner Fasan dreht bei steifem Westwind seine Runden. Einmal quer durch Aurich vorbei an der wunderschönen Innenstadt. Beim Teehändler rechts ab, vorbei am Enercon Werksgelände, ca. 500m vor dem Messegelände befindet sich das Ziel auf der linken Seite.

 

 

Die Einfahrt ist gesäumt von Kettensägenkunst, Tischen und Bänken, Gartendeko und einem Spielturm der so auch in Mittelerde stehen könnte. Ich parke neben den überdachten Sitzgruppen aus Lärche. Geschwungene Eichenrundhölzer treffen auf sägerauhe und gehobelte Ware. Ein kurzer Überblick über den Betrieb vom Auto aus. Draußen herrscht geschäftiges Treiben, Kunden fahren mit leeren Anhängern auf den Betriebshof und verlassen ihn beladen mit Hackschnitzeln, Brennholz, Brettern und Kanthölzern oder einer rustikalen Eichenbank. Die stationäre LT40 produziert, Stapler versorgen die Maschinen mit Rundholz, die nächste Lieferung Buche fährt auf das Gelände. Ernst Schaper bedient die LT20 unter dem neuen Vordach. Zusammen mit Bernd seinem Vormann werden Eichen halbiert und ggf. noch eine Kernbohle geschnitten. Hier entsteht die Rohware für die rustikalen Gartenbänke.

 

 

Schaper, ein Familienbetrieb mit Herz und Seele. Mittlerweile in der 4. Generation mit insgesamt 18 Mitarbeitern und Familienanschluss.
Gegründet wurde der Betrieb bzw. die Gastwirtschaft mit Landwirtschaft und Torfhandlung 1890 und erhielt damals aus Berlin ein eigenes Familienwappen. 1939 kam die Holzhandlung dazu. Gespaltene Eichenpfähle gehörten damals wie heute zu den Produkten, wobei die heutige Bedeutung als Weidezaunpfahl in der Landwirtschaft an Bedeutung verloren hat. Nach seiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann im Sägewerk Westerstede, absolvierte Ernst Schaper seinen Grundwehrdienst bei der Bundeswehr.
1999 stieg er in den elterlichen Betrieb ein. Er wollte schon immer das machen was Papa macht. Nach der Übernahme 2007 kamen schon erste Kontakte mit Wood-Mizer zustande. Zuerst kam ein Lohnsäger mit einer LT20 Diesel auf den Hof und ersetzte das defekte Einblatt-Horizontalgatter. Nach und nach blieb die Maschine immer länger vor Ort. Das Brennholzgeschäft wurde größer und die Entscheidung für die erste eigene Wood-Mizer LT40 rückte 2016 näher. Heute sind die beiden Bandsägen nicht mehr wegzudenken.

 

 

Durch die Anschaffung der LT20 in 2019 ist der Betrieb flexibler geworden. Aufträge können zeitnah abgearbeitet werden, in manchen Fällen vergehen zwischen Auftragseingang und Abholung
nur Stunden. Ein großer Vorteil der beiden Maschinen ist die einfache Handhabung durch den Schnittstärkenrechner SW10 sowie die Übersichtlichkeit. Die LT40 ist täglich 9 Stunden im Einsatz und produziert an 220 Tagen im Jahr hauptsächlich Bretter und Kanthölzer aus Lärche und Douglasie. Viele Kunden sind immer wieder begeistert von den Produkten, die so, wie sie bei Schaper zu bekommen sind, in keinem Baumarkt auf Lager liegen. Das Lob der Kunden und die immer wieder spannenden Projekte, wie beispielsweise der Aussichtsturm, machen die Arbeit zur Leidenschaft. Ernst Schaper und seine Mitarbeiter haben Spaß an ihrem Job.
Wood-Mizer hat in seinem Betrieb 5 Arbeitsplätze geschaffen, die durch Bedienung der Maschinen und Verarbeitung der Ware ganzjährig ihr Auskommen haben.
Während des Besuchs haben wir die Sägen überprüft und eingestellt. Durch Fehler, die Menschen verursachen, werden Maschinen auch einmal beschädigt oder verstellt. Kurze Hilfestellung von mir oder meinen Kollegen am Telefon leitet unsere Kunden an den Originalzustand herzustellen - und siehe da - läuft.

 

 

Für die nächste Maschine wünschen sich die Bediener und Ernst Schaper mehr Motorleistung auf der LT20, einen größeren Durchlass an der LT40 und angetriebene Ausgleichsrollen, um die Stämme in der Länge auf dem Maschinenbett leichter verschieben zu können. Sehr breite Schnitte für Tischplatten machen sie noch mit einer Kettensäge.
Das ist wiederum sehr arbeits- und zeitaufwendig. Die vorhergehenden Wünsche können durch Nachrüsten oder Bestellen einer neuen Maschine, wie z.B. der neuen LT40WIDE erfüllt werden, allerdings träumt Ernst auch von einer WM1000. Diese Maschine würde seinen Betrieb noch runder machen und einige neue Aufträge bringen.

 

 

Wo bleibt bei der ganzen Arbeit im Betrieb die Freizeit und Familie? Auch dafür hat Ernst einen Ausgleich gefunden. Sein 2. Standbein und Passion ist die Koizucht. Auf dem großen Grundstück
sind über die Jahre mehrere Teiche und überdachte Zuchtbecken entstanden. Hier wird der Urlaub verbracht. Seine Kinder haben einen eigenen Schwimmteich. Er selbst relaxt gern zusammen
mit den großen Koi’s im Zuchtbecken.
Auch hier finden sich immer wieder Impressionen aus dem Betrieb, sei es durch Deko-Elemente oder den selbst gestalteten Verkaufsraum der Koizucht.

 

 

Vor einem Jahr wurde ich schon sehr gastfreundlich empfangen. Damals wurde die LT20 in Betrieb genommen und ich zum Mittagessen eingeladen. Hier hält seine Mutter die Familie und den Betrieb mit den Mitarbeitern zusammen. Es wird täglich gekocht und alle sind eingeladen. Seine Lebensgefährtin Nina gesellt sich auch zu uns. Sie leitet das Büro und kümmert sich ums Organisatorische. Die Kinder kommen aus der Schule. Heute können nicht mehr alle an einem Tisch sitzen (Corona Regel) jedoch geht niemand leer aus. Ob die Gastwirtschaft in Zukunft weiter betrieben werden kann, ist noch nicht klar. Für die Zukunft des Holzbetriebes hofft Ernst Schaper, dass sein Sohn Daniel, der gerade mit ins Geschäft eingestiegen ist, ihn in 5. Generation weiterführt. Das Ostfriesenrecht ließen wir uns trotz Corona nicht nehmen. Bei den Weltmeistern im Tee trinken wäre es auch eine Beleidigung dieses Angebot auszuschlagen. Nach der 5. Tasse Tee und einem durchaus emotionalen Interview mit der Familie konnte ich die Heimreise antreten.


Für MEHR: www. holzhandlung-schaper.de